Netzwerke und Medienservice: Case Study Velux Stiftung und Gerbert Rüf Stiftung

Erfolg beruht in der gemeinnützigen Welt auf Gemeinschaftsleistung. Starke Communities und tragfähige Allianzen, aber auch vertrauensvolle Förderpartnerschaften sind essenziell, um gesellschaftliche und kulturelle Projekte voranzutreiben. Während Vertrauen durch persönliche Begegnungen entsteht, erleichtert die digitale Kommunikation eine kontinuierliche Zusammenarbeit und stellt sicher, dass Kollaborationen im Stiftungssektor vorangetrieben werden. Die Netzwerk-Funktion auf stiftungschweiz.ch mit integriertem Medienservice schafft die Voraussetzungen für effektive Kooperationen verschiedener Akteur:innen.

Marion Bétizeau, Senior Scientific Officer bei der Velux Stiftung, und Marco Vencato, Stv. Direktor der Gebert Rüf Stiftung, haben ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zu den Netzwerken im Gespräch mit StiftungSchweiz geteilt. Marion Bétizeau sieht vor allem den Austausch von Fachwissen und die aktive Beteiligung der Mitglieder als Vorteil der Netzwerke. Auch Marco Vencato nutzt sie für den Informationsaustausch sowie für die Planung von Förderkooperationen. Beide betonen die Bedeutung der Netzwerke für die langfristige Stärkung der Schweizer Stiftungslandschaft.

Marion Bétizeau, Senior Scientific Officer bei der Velux Stiftung: «Wir haben das Ziel erreicht, dass sich die Mitglieder in unserem Netzwerk Forschung regelmässig über konkrete Themen der täglichen Arbeit austauschen, Erfahrungen teilen und sich gegenseitig helfen. Ausserdem können wir so eine Dynamik des Austauschs zwischen den Veranstaltungen aufrechterhalten. Für uns war das besonders hilfreich bei der Entwicklung der Fragen für unsere Mitgliederumfrage. Damit konnten wir mit einem Mapping der forschungsaktiven Stiftungen beginnen.

Marco Vencato, Stv. Direktor der Gebert Rüf Stiftung: Auch wir verzeichnen im Netzwerk Forschung sowie im Arbeitskreis Bildung eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Dabei hilft das Themenmapping allen beteiligten Stiftungen, gegenseitige Aktivitäten zu überschauen und Kooperationen zu planen. Zudem kommen dank der Netzwerke neue Förderkonsortien zustande.

Marco Vencato: Ein Netzwerk agiert als einfache, effiziente und personenunabhängige Austauschplattform mit aktuellen Informationen zu einem Themenbereich und beinhaltet ausserdem die Historie. Dazu gehört auch die Abstimmung der Förderaktivitäten – nicht zuletzt durch die Weiterempfehlung bereits geförderter Projekte, die auf der Suche nach Anschlussfinanzierungen sind.

Marion Bétizeau: Der erwähnte Austausch von aktuellem Fachwissen stärkt zudem die Professionalität des Sektors und seine Transparenz.

„Die Netzwerke helfen allen beteiligten Stiftungen, gegenseitige Aktivitäten zu überschauen und Kooperationen zu planen.“

Marco Vencato

Gibt es bereits Best Practices, die sich in der Beta-Phase für Förderorganisationen entpuppt haben?

Marco Vencato: In unseren Netzwerken hat sich der regelmässige Themenaustausch, zum Beispiel einmal monatlich, als Best Practice erwiesen. Es erhöht die Chance auf konkrete Zusammenarbeit.

Marion Bétizeau: Auch wir versuchen so, die Gemeinschaft in den Netzwerken aktiv zu halten. Zwei Posts pro Monat sind ein Minimum, einer pro Woche wäre gut. In Zukunft würde ich ausserdem gerne die Tags verwenden. Mit diesen könnten wir die verschiedenen Posts strukturieren und nachsehen, ob bestimmte Themen bereits diskutiert wurden.

Eine Regel sagt: Eine Person ist aktiv, neun hören zu – trifft das auch auf die Netzwerke zu, und falls ja: lässt sich das ändern?

Marion Bétizeau: In unserem Fall ist es etwas weniger extrem, aber dennoch zeichnet sich diese Tendenz ab. Die grösste Herausforderung ist, dass die Mitglieder aktiv werden und selbst posten. Sobald jemand eine Frage gestellt hat, wird sie von anderen Mitgliedern beantwortet. Ich glaube, das ist einfacher, wenn sich die Mitglieder kennen und sich im Netzwerk wohl fühlen. Daher möchte ich jedes Mitglied motivieren, einen Vorstellungspost über sich zu verfassen und die Motivation für die Teilnahme am jeweiligen Netzwerk zu teilen.

Marco Vencato: Es ist ausserdem wichtig, dass eine Person im Lead ist. Sie übernimmt die Moderation und die Verantwortung für das Netzwerk und animiert die anderen Mitglieder so zur aktiven Teilnahme. In den Arbeitskreisen von SwissFoundations beispielsweise übernehmen das die Arbeitskreisleitenden.

„Der Austausch von aktuellem Fachwissen stärkt die Professionalität des Sektors und seine Transparenz.“

Marion Bétizeau

Wie hat die Einführung digitaler Netzwerke und der verstärkte Fokus auf Digitalisierung die Zusammenarbeit innerhalb der Netzwerke beeinflusst?

Marion Bétizeau: Die Aktivität innerhalb der Arbeitskreise konzentrierte sich früher auf Veranstaltungen, in Person oder online. Dank der digitalen Netzwerke entwickeln sich diese Interaktionen nun kontinuierlich auch zwischen diesen Veranstaltungen.

Marco Vencato: In unseren digitalisierten Netzwerken sehe ich eine Demokratisierung des Informationsaustauschs, aber weniger in Bezug auf Kooperationen. Die Netzwerke werden noch wenig zum Posten von News oder aktuellen Fragen genutzt. Bei einem überschaubaren Kreis von Mitgliedern läuft das weiterhin über E-Mail.

Wie profitieren die jeweiligen Organisationen innerhalb eines Netzwerks von der Zusammenarbeit im Hinblick auf ihre eigene Stiftungsarbeit?

Marco Vencato: Organisationen profitieren von der gemeinsamen Themenübersicht, aktuellen Infos zu Themen, Projekten und Programmen. Das führt zu einem besseren gegenseitigen Verständnis für Förderansatz und -politik – und schliesslich zu zielgenaueren Anfragen für Förderkooperationen oder Finanzierungen empfohlener Projekte.

Marion Bétizeau: Innerhalb der Netzwerke lernen Organisationen andere Stiftungen mit ähnlichen Zielen kennen und können ihr Fachwissen gegenseitig austauschen.

Wie sind die Rückmeldungen von Teilnehmer:innen der Netzwerke?

Marion Bétizeau: Wir haben bisher zwar kein konkretes Feedback von den Teilnehmer:innen erhalten, aber wir sehen viel Aktivität. Das ist ein gutes Zeichen!

Marco Vencato: Ich erhalte teils zurückhaltende Reaktionen und sehe noch wenig aktive Nutzung. Viele nehmen die Netzwerke als zusätzlichen Kanal unter vielen wahr, der dadurch vergessen geht. Das liegt teilweise daran, dass die Push-Benachrichtigungen des Netzwerks nicht aktiviert sind und Mitglieder die Posts nicht mitbekommen.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit den verschiedenen Netzwerken?

Marco Vencato: Das ursprüngliche Ziel war eine bessere Kooperation mit anderen Organisationen. Ob die Netzwerke das erfüllen, ist für uns gegenwärtig unklar. Netzwerke bedeuten für die Person im Lead einen Zusatzaufwand. Bisher hat sich dieser jedoch gelohnt bei eindeutigen Förderthemen wie Bildung, Forschung oder Medien.

Marion Bétizeau: Mein Ziel für das Netzwerk unseres Arbeitskreises Forschung ist es, die Interaktion der Mitglieder zwischen den Veranstaltungen weiter zu stärken. Bei den anderen Netzwerken, in denen ich Mitglied bin, geht es eher darum, mich auf dem Laufenden zu halten.

Über Netzwerke und Medienservice

Die Netzwerke auf stiftungschweiz.ch bieten einen datensicheren, digitalen Ort für organisationsübergreifende Kollaborationen. Vertrauliche Informationen können auf sicheren Wegen ausgetauscht werden. Der Zugang ist für alle Nutzer:innen von stiftungschweiz.ch möglich, je nach Netzwerk und Typ ist der Zutritt eingeschränkt. Das Netzwerkprofil erleichtert es, neue Kontakte zu knüpfen und relevante Akteur:innen gezielt anzusprechen. Zudem erhöht es die Chance, Parallelstrukturen zu vermeiden und Ressourcen gezielter in Projekte zu lenken. Die Plattform bietet verschiedene Netzwerktypen an und deckt dadurch eine breite Palette an Anwendungsfällen ab – von der Arbeitsgruppe hin zum Inspirationsnetzwerk. Durch den kostengünstigen Medienservice behalten die Nutzer:innen zudem den Überblick über aktuelle Entwicklungen in ihren Themengebieten. Die Netzwerke sind auch mit dem Gesuchsmanagement verknüpft. Mit einem Klick kann zu einer Förderbeziehung ein entsprechendes Netzwerk eröffnet und die Kommunikation und das Reporting darüber abgewickelt werden. Die Benutzung des Netzwerkmoduls ist intuitiv: Einloggen, beitreten und loslegen!

  • Kein datensicherer, digitaler Ort für organisationsübergreifenden Austausch und vertrauliches Teilen von Daten/Dokumenten
  • Kein Ort für Austauschmöglichkeit aktueller Themen, die die Philanthropie bewegen
  • Überblick behalten über eigene Arbeitsthemen und relevante Entwicklungen ist zeitaufwändig und/oder teuer
  • Schwierigkeit, ungenutzte Kollaborationsmöglichkeiten zu identifizieren und neue Kontakte zu knüpfen
  • Kleinere oder weniger vernetzte Stiftungen werden oft übersehen
  • Meinungsaustausch oder potentielle Kollaborationen können dadurch nicht entstehen
  • Begünstigt bestehende Parallelstrukturen
  • Datensicherer, digitaler Ort dank Netzwerken
  • Netzwerke erleichtern organisationsübergreifende Arbeit und bündeln Expertise
  • Erleichterter Austausch mit Expert:innen und Zugang zu aktuellen Informationen, wie relevante Medienartikel
  • Einfacher Zugang zu neuen Kontakten für gezielte Vernetzung
  • Förderung von Partizipation und Kollaboration, auch für kleinere Stiftungen oder zwischen Funder und Nonprofit

StiftungSchweiz hat die Netzwerke in Co-Kreation mit Förderstiftungen und SwissFoundations gemeinsam entwickelt und verfolgt diesen Ansatz auch beim Ausbau weiter.

Alle User von StiftungSchweiz können die Netzwerke nutzen. Free-User benötigen eine Einladung in ein Netzwerk, Starter können Beitrittsanfragen senden, und Pro-User können eigene Netzwerke eröffnen. Somit ist die Teilnahme an Netzwerken kostenfrei.

Es gibt vier Netzwerktypen: private, öffentliche, zielgruppenspezifische und Members-only-Netzwerke. Die vier Typen decken unterschiedliche Bedürfnisse der Organisationen ab.

Anhand der Crossfunktionalität von stiftungschweiz.ch wurde das Gesuchsmanagement mit den Netzwerken verbunden, womit Förderbeziehungen zwischen Geldgebenden und Geldsuchenden gestärkt werden. Netzwerkprofile wurden hinzugefügt. Eine Dokumentenablage und Verlinkungen zu Google Docs und Recherchelisten ermöglicht das Teilen von Inhalten in den Netzwerken. Tags und Labels vereinfachen die Navigation. Der Medienservice sorgt für aktuelle Medieninhalte.

Der Einstieg in ein Netzwerk gelingt in nur wenigen Schritten: Internetbrowser aufrufen, Login erstellen, eingeladen werden/Beitrittsanfrage senden oder Netzwerk eröffnen, Kontakte zum Netzwerk einladen und mit der Kollaboration starten.

Die meisten Funktionen können User selbständig nutzen. Unabhängig von der Rolle in ihrer Organisation können alle Personen teilnehmen, sich austauschen und kollaborieren. Eine Organisation muss keine Zugänge für ihre Mitarbeitenden schaffen oder erlauben. Sobald Mitarbeitende im Backend einer Organisation zugewiesen sind, können sie anzeigen lassen, für wen sie arbeiten. Diese Zuweisung kann nur StiftungSchweiz überprüfen und vergeben.

Innerhalb von Netzwerken gibt es verschiedene Rollen. Für persönliche Beiträge in den Netzwerken ist jede:r selbst verantwortlich.

  • Admin = Gründer:in des Netzwerks, jeweils eine Person
  • Moderator:innen = haben mehr Rechte (z.B. Mitglieder zulassen/entfernen), beliebige Anzahl Personen
  • Reguläre Mitglieder = können sich am Netzwerk beteiligen mit Posts, Kommentaren, etc.

Die Einrichtung eines Medienservice übernimmt StiftungSchweiz. Ebenso überwacht StiftungSchweiz die Einhaltung der Netiquette/des Nutzungsvertrages (kein Rassismus etc.).

SwissFoundations, der Verband der Schweizer Förderstiftungen, nutzt das Netzwerk-Modul aktiv zur Unterstützung der Arbeitskreise. Das digitale Instrument ergänzt hier die physischen Treffen und Veranstaltungen der verschiedenen Arbeitskreise. Voraussetzung für den Beitritt zu diesen Arbeits-kreisen ist eine Mitgliedschaft im Verband.

Kontakt

Fabienne Angst, Partner Solutions, fabienne.angst@stiftungschweiz.ch