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Ultra-Reiche beleben das Stiftungsland Schweiz

In letzter Zeit liest man immer wieder von den vielen kapitalschwachen Stiftungen und einem kriselnden Fördermarkt. Sind vermögensstarke Stiftungen tatsächlich ein Auslaufmodell?

Solche Befürchtungen sind unbegründet. Die Philanthropie in der Schweiz wird auch in den nächsten Jahren markant wachsen, und mit ihr das Fördervolumen der Stiftungen. Dies ist einer relativ kleinen Zahl sehr vermögender Privatpersonen zu verdanken. Hierzu ein paar aktuelle Zahlen.

Um 2016 zu den wohlhabendsten 1% der Weltbevölkerung zu gehören, muss man als Privatperson über ein Vermögen von mindestens USD 744‘000 verfügen. In der Schweiz gehören 18% aller Privatpersonen zu diesem Kreis. Oder anders: 18% der Schweizer zählen zu den 1% der Reichsten weltweit. Um aber unter Schweizern zum reichsten 1% der Schweizer Bevölkerung zu gehören, braucht man ein Vermögen von mindestens USD 5 Mio. Da ist die Schweiz weltweit Spitze. Auch im Gesamtschnitt steht die Schweiz beeindruckend da: Das Vermögen aller Schweizer Haushalte betrug 2016 USD 3,5 Trillionen. Das sind 1,4% des globalen Vermögens – bei lediglich 0,1% Anteil an der erwachsenen Weltbevölkerung (Quelle: 2016 Wealth in Switzerland, CS).

Diese Zahlen zeigen uns für die Schweiz aber auch folgendes: Nur ein sehr kleiner Kreis von Privaten – ein Bruchteil dieser 1% nämlich – ist überhaupt in der Lage, eine Stiftung mit ausreichend Kapital zu gründen (wenn man das Minimalkapital z.B. bei CHF 5 Mio. ortet). Die meisten Stiftungen in der Schweiz wurden und werden unterkapitalisiert gegründet. Das Bedürfnis, eine Stiftung aufzubauen, ist grösser als der Geldbeutel, den man dafür zur Verfügung hat. Deshalb gibt es auch immer mehr Förderstiftungen, die selber ins Fundraising einsteigen.

Auf der anderen Seite zählen wir aber auch im Kreise dieses 1% der vermögendsten Schweizer einige Private, die über ein sehr viel grösseres Vermögen verfügen als diese CHF 5 Mio. Diese können problemlos eine kapitalkräftige Stiftung gründen. Solche Leute bezeichnet man gemeinhin als Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI). 2014 waren dies in der Schweiz rund 3‘100 Personen, Tendenz steigend. Und viele dieser Personen haben tatsächlich in der Schweiz sehr potente Stiftungen gegründet oder werden dies auch weiterhin tun.

Und wieviel und wofür spenden diese UHNWI?

Der Wealth-X and Arton Capital Philanthropy Report 2015 berichtet, dass der UHNW-Philanthrop im Verlaufe seines Lebens im Schnitt USD 28.7 Mio. spendet, weltweit waren das 2014 USD 112 Billion. Multipliziert man die 3‘100 Schweizer UHNWI mit dieser Durchschnittszahl, spenden alle Schweizer UHNWI zusammen im Verlaufe ihres Lebens geschätzte CHF 90 Mia. Einen Grossteil ihres philanthropischen Engagements wickeln sie dabei über eigene Stiftungen ab oder über Strukturen, die ihnen Banken zur Verfügung stellen.

Das weltweit bevorzugte Spendenthema der UHNWI ist laut dem obgenannten Report die Ausbildung, gefolgt von der Gesundheit. Für die UHNW-Philanthropen in der Schweiz trifft dies nur teilweise zu. Wie die Zahlen von StiftungSchweiz zeigen, liegt bei den Schweizer (Förder-) Stiftungen die Bildung zwar ebenfalls an der Spitze, allerdings praktisch gleichwertig dem Sozialen und der Kunst und Kultur. Und das Thema Gesundheit liegt „nur“ im Mittelfeld (Der schweizerische Stiftungssektor, VMI – Stiftung-Schweiz 2016, vgl. Abbildung unten; hier der Abstract zum Download)

Die Philanthropie wird an Bedeutung gewinnen. Das ist gut so und ehrt die Vermögenden in Ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Es bleibt jedoch schwierig, als operativer Philanthropie-Partner die Förderer zu identifizieren und sich mit ihnen auf Augenhöhe auszutauschen. Viele grosse Förderer halten sich bedeckt und berichten wenig über ihre Arbeit. Das mag im einen oder anderen Fall durchaus seine Berechtigung haben. Aber es wäre schön, wenn das gegenseitige Vertrauen hier etwas wachsen und mehr Transparenz zulassen würde!

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