Zurück
,

Social Franchising: Definition, Vorteile & Beispiele

Social Franchising ist eine Praktik im Social Entrepreneurship sowie bei NGOs und entspricht weitestgehend dem Prinzip des kommerziellen Franchisings. Bei der Definition von Social Franchising steht ausserdem das Gemeinwohl im Fokus. Das Betriebsmodell bietet zahlreiche Vorteile für Franchisegeber:innen sowie Franchisenehmer:innen. In der Schweiz gibt es bereits erfolgreiche Beispiele für Social Franchises, die wir Ihnen vorstellen möchten.

Was ist Social Franchising? Definition & wie es funktioniert 

Franchising, ob sozial oder privatwirtschaftlich, beruht darauf, ein Geschäftskonzept durch Partnerschaften zu vergrössern. Statt Profitmaximierung stellt das Social Franchising per Definition dabei jedoch das Gemeinwohl in den Vordergrund. Die Franchisegeber:innen sind beim Social Franchising Stiftungen, gemeinnützige Vereine oder gemeinnützige Organisationen, die ein erfolgreiches Gesamtkonzept anbieten. Franchisenehmer:innen übernehmen dieses Konzept mithilfe von Handbüchern und Schulungen der Franchisegeber:innen. Sie treten mit demselben Namen sowie Branding als Teil der Organisation auf, eröffnen aber einen eigenen Standort und handeln rechtlich eigenständig, tragen also auch das unternehmerische Risiko selbst.

Social Franchising Definition

Für Aussenstehende ist ein Social Franchise System nicht direkt von einer Organisation mit mehreren Standorten unterscheidbar. Die Beziehung von Franchisegeber:innen und Franchisenehmer:innen ist vertraglich geregelt und als eine Partnerschaft zu verstehen. Beide Seiten haben ein Interesse am Erfolg der anderen und entwickeln das System zusammen weiter. Wenn es sich beim Social Franchise um eine Non-Profit-Organisation handelt, fallen in der Regel keine Franchise-Gebühren an, wie es bei gewinnorientierten Unternehmen üblich ist. Auch das Investitionsrisiko ist beim Social Franchising meist nicht übertragbar und wird somit nur von den Franchisegeber:innen getragen. 

Welche Vorteile bietet Social Franchising?

Social Franchising ermöglicht sozialen Projekten und Sozialunternehmen schnelleres Wachstum. Für Franchisenehmer:innen ist es ein vergleichsweise niedrigschwelliger Zugang zu einer eigenen Organisation. Weitere Vorteile von Social Franchising: 

  • Erleichterte Vermehrung und Ausbreitung des Konzeptes dank gutem Netzwerk. 
  • Geringeres Risiko für beide Seiten: Scheitert ein Standort, hat das relativ wenig Auswirkungen für die Franchisegeber:innen. Franchisenehmer:innen profitieren von einem bereits etablierten und erfolgreichen Konzept. 
  • Niedrigere Entwicklungs- & Werbekosten: Kosten und Aufwand für Weiterentwicklungen, Datenerhebungen und Wachstum werden auf Franchisenehmer:innen und Franchisegeber:innen aufgeteilt. 
  • Kooperationsnetzwerk: Nutzbare Synergieeffekte für Franchisegeber:innen und Franchisenehmer:innen unterstützen beide Seiten. 
  • Erfahrungswerte hinsichtlich Standort, Behörden und Recht werden von Franchisegeber:innen an Franchisenehmer:innen weitergegeben. 
  • Lokale Verankerung der Franchisenehmer:innen für mehr Präsenz vor Ort. 

Herausforderungen des Social Franchising sind die mögliche Verzerrung der ursprünglichen Ziele, potenzielle Konkurrenz um Spendengelder und Förderungen oder mangelnde Motivation der Franchisenehmer:innen, da diese kein Investitionsrisiko tragen, also kein eigenes Kapital verlieren können. Diese Nachteile des Social Franchising können jedoch mit einer fachlichen Ausführung und Planung durch die Franchisegeber:innen minimiert werden. 

Beispiele für Social Franchising in der Schweiz 

  • Creative Kids: Creative Kids ist ein Non-Profit-Verein mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen zukunftsfähige Skills wie Informations- und Medienkompetenzen sowie kritisches Denken, Kreativität und Kommunikation näherzubringen. Franchisenehmer:innen werden dabei angeleitet und unterstützt, einen eigenen “Inno-Space” aufzubauen, in dem sie Workshops und Seminare anbieten können. 
  • Rock Your Life!: Die Bildungsinitiative Rock Your Life! Schweiz unterstützt Schüler:innen im 8. und 9. Schuljahr beim Übergang von der Schule in die Ausbildung. Verschiedene Programme für Schulen, Einzelpersonen und Unternehmen haben das Ziel, Potenzialentfaltung zu ermöglichen und mehr Bildungsgerechtigkeit herzustellen. Als internationales Social Franchise ist Rock Your Life! mittlerweile an 52 Standorten in Deutschland, in der Schweiz und in Europa vertreten. 
  • Restwert: Restwert ist ein Integrationsprojekt, das Menschen beschäftigt, die aus unterschiedlichen Gründen Probleme damit haben, in der Berufswelt Fuss zu fassen. Die Beschäftigten bei Restwert übernehmen für Kund:innen den gesamten Online-Verkaufsprozess von gebrauchten Artikeln. Für diese Dienstleistung wird eine Provision einbehalten. Elf Franchise-Standorte zählt Restwert bereits in der Schweiz. Ein Franchisepartner ist zum Beispiel die Stiftung GEWA in Zollikofen, die schon zuvor in der beruflichen Integration tätig war. Statt ressourcenintensiv ein eigenes Projekt zu entwickeln, profitiert die GEWA von der bereits bestehenden Infrastruktur, der Software, dem Wissen und der Marke. 
  • Offcut: Die Offcut Materialmärkte verkaufen im Sinne der Kreislaufwirtschaft Gebraucht- und Restmaterialien sowie Reststoffe und Werkstoffe in Basel, Zürich, Bern, Luzern und St. Gallen. Bei diesem Social Franchise System handelt es sich um eine Genossenschaft, bei der alle Franchisenehmer:innen auch Franchisegeber:innen sind und sich direkt an der Weiterentwicklung und Expansion beteiligen. 

Das könnte Sie auch interessieren