Auch dieses Jahr ist am 10. Oktober wieder der internationale Tag der psychischen Krankheit. Eine Gelegenheit, daran zu erinnern, dass es keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit gibt. Eine Gelegenheit, über ein Thema zu sprechen, über das wir in der Schweiz nur sehr ungern sprechen – nur über das Einkommen wird noch weniger gesprochen.
Es gibt guten Grund, über psychische Gesundheit zu sprechen. Dass jede zweite Person im Laufe ihres Lebens eine psychische Beeinträchtigung erlebt, belegen viele Studien. Und jede(r) fünfte sagt bei repräsentativen Befragungen, dass es ihm/ihr jetzt psychisch nicht gut geht. Mich hat eine neue Studie überrascht in der Menschen nicht retrospektiv befragt, sondern über einen längeren Zeitraum begleitet und immer wieder befragt wurden: In dieser Studie sind es nur 8%, die im Studienverlauf nie über psychische Beeinträchtigung berichtet haben. Wahrscheinlich müsste man sich fragen, was ist denn mit diesen 8% los?
Mit psychischer Beeinträchtigung ist gemeint, eine länger dauernde Veränderung von Gefühlen, Gedanken und Wahrnehmungen, die Betroffene leiden lässt und das alltägliche Leben, die Arbeit und/oder die Beziehungen beeinträchtigt. Betroffene wünschen sich nichts mehr als mit vertrauten Personen darüber reden zu können, gehört und ernst genommen zu werden.
Solche Gespräche beginnen mit der Frage „Wie geht’s dir?“ – allerdings nicht als Höflichkeitsfloskel, sondern als ernst gemeinte Frage an einem Ort und zu einem Zeitpunkt, wo ein Gespräch möglich ist. Aus meiner Erfahrung muss man zweimal fragen um zu signalisieren, Deine Antwort interessiert mich wirklich und ich bin bereit, mich darauf einzulassen. Solche Gespräche sind nicht einfach, darum haben wir im Rahmen der „Wie geht’s dir?“-Kampagne Gesprächstipps auf der Website www.wie-gehts-dir.ch aufgeschaltet und ganz neu auch als Broschüren verfügbar. Es gibt Gesprächstipps für „mir geht es gut aber ich kenne jemanden, dem es nicht gut geht“ und aber auch für „mir geht es nicht gut“.
Reden über psychische Gesundheit und die ernst gemeinte Frage „Wie geht’s dir?“ helfen, das Thema zu enttabuisieren und Betroffenen das Leben zu erleichtern. Denn das Stigma, das psychischen Krankheiten immer noch anlastet führt zur Selbststigmatisierung bei Betroffenen und verstärkt ihr Leiden. Und grad weil es jede und jeden von uns treffen kann ist es höchste Zeit, dass sich unser gesellschaftlicher Umgang mit dem Thema ändert.
PS. Die Broschüre mit Gesprächstipps der „Wie geht’s dir?“-Kampagne können Sie hier herunterladen oder gegen eine Versandpauschale gedruckt bestellen.
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