Den NPO wird oft gesagt, dass sie vom Business lernen sollten. Das Umgekehrte trifft ebenso zu, und NPO könnten daraus sogar ein Business machen.
Die Bezeichnung Non-Profit-Organisationen – Nomen est Omen – trägt sicher dazu bei, dass NPO in der Öffentlichkeit als eher ineffizient gelten. Wortwörtlich schliesst der Begriff ja auch mit Verlust arbeitende Unternehmen ein. „Not-for-Profit“ würde deshalb besser passen. Noch besser würde sich die „For-Profit“-Welt bei den NPO abschauen, was sie besser machen. Ich empfehle dazu zwei Bereiche: Mitarbeitermotivation und Marketing.
Mitarbeitermotivation
Den ersten, weil es NPO gelingt Mitarbeitende zu motivieren, ohne hohe Löhne zu zahlen. Mitarbeitende sehen sich nicht selten persönlich verpflichtet, der Mission nachzuleben. Und NPO gewichten dieses Herzblut bei der Einstellung definitiv stärker als die Geschäftswelt. NPO motivieren Mitarbeitende aber noch durch andere Dinge, die „For-Profit“-Organisationen imitieren könnten. NPO haben häufig flache Führungsstrukturen. Ihre Chefs packen mit den Freiwilligen an, wenn Not am Mann ist und übernehmen bspw. die Ablöseschicht bei einer Standaktion. Auf neue Mitarbeitende wird schnell echte Verantwortung übertragen, selbst wenn sie noch jung sind. Millenials wollen dafür nicht warten, bis sie die erste Hierarchiestufe erklommen haben. NPO achten darauf, dass es während der Arbeitswoche genügend Zeit für Zerstreuung gibt. Damit meine ich nicht die üblichen verkrampft lustigen Firmenanlässe, sondern eine Atomsphäre, die spontan vergnügliches Beisammensein ermöglicht und zulässt. Das bringt bessere Resultate als happige Bonuszahlungen. Beim Umgang mit Beförderungen und Vergabe von Titeln handeln NPO liberal und kreativ, weil sie wissen, dass ein Titel Stolz macht und gleichzeitig nichts kostet.
Marketing
Das Marketingkönnen vieler NPO ist darauf zurückzuführen, dass sie – ungleich zur Geschäftswelt – Menschen überzeugen müssen, ihr Geld für etwas herzugeben, welches schliesslich andere kriegen. NPO müssen sich deshalb besonders anstrengen, die Spender zu überzeugen, dass sie einen Wert für ihr Geld erhalten. Der Schlüssel liegt darin, Langzeitbeziehungen aufzubauen. Das heisst, häufige Kontakte, sich immer wieder bedanken, sowie Updates durch Newsletters. Dieses Verhalten steht im starken Kontrast zum einmaligen transaktionellen Ansatz, der nur allzu oft in der Geschäftswelt anzutreffen ist. NPO versuchen dauernd und immer im Kontakt mit allen Mitarbeitenden und Spendenden – bestehende und ehemalige – zu stehen. Vor allem was die Kontakte zu den ehemaligen anbelangt, können sich gewinnorientierte Unternehmen vermutlich noch einiges von NPO abgucken.
Wenn sich NPO jetzt in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt sehen, möchte ich gleich anregen, dass sie noch einen Schritt weiter gehen könnten. Wie wäre es mit einem zweiwöchigen Stage-Programm „Lernen von NPO“ für die Geschäftswelt? Eine neue Einnahmequelle und kommunikativ ein grandioser Schachzug.
Teilweise in Anlehnung an „Profiting from non-profits“, The Economist 17. Juli 2010