Anlageklassen wie «Private Equity» und «Private Debt» können für eine Stiftung attraktiv sein: sie geben Zugang zu innovativen Unternehmen, die einen sozialen oder ökologischen «Impact» generieren. Gleichzeitig können sie höhere Renditen als traditionelle Anlagen erwirtschaften und so die potenzielle Wirkung der Stiftung zusätzlich steigern.
Grundsätzlich, so heisst es, sollen Stiftungen ihr Kapital in sichere, liquide und gleichzeitig Ertrag bringende Anlagen investieren. Jeder aktive Anleger weiss, dass er sich hier in einem Spannungsfeld befindet. Bei Privatmarktanlagen pointiert sich das Ganze: Während bei der jederzeitigen Liquidierbarkeit erhebliche Abstriche gemacht werden müssen, werden die anderen Dimensionen gestärkt: Zum einen wird der Ertrag verbessert, weil sich die geringe Liquidität in einer sogenannten Liquiditätsprämie bezahlt macht. Zum anderen wird tendenziell auch die Sicherheit gestärkt, denn diese Anlageklassen bieten für Anleger mit einem längeren Anlagehorizont und einer gewissen Risikobereitschaft mehr Möglichkeiten zur Diversifikation und Stabilisation des Portfolios.
Passt das wirklich zu einer Stiftung?
Vielleicht mehr als alle anderen Anleger sind Stiftungen fähig, in illiquide Anlagekategorien wie «Private Equity» und «Private Debt» zu investieren. Der Grund für diese Risikofähigkeit ist der regelmässig sehr lange Anlagehorizont, mit dem eine Stiftung rechnen und arbeiten kann – das Kapital soll oder darf zumeist nicht verbraucht werden und kann deshalb langfristig investiert sein. Der Lohn für diese lange Bindung und gewisse Risikobereitschaft ist eine markant höhere Renditeerwartung als bei Anlagen an liquiden Märkten.
Geringere Liquidität
Privatmarktanlagen definieren sich darüber, dass sie privat, also nicht an öffentlichen Märkten, gehandelt werden. Damit verbunden sind oft höhere Ein- und Ausstiegskosten und allgemein eine Aufgabe von Flexibilität. Bei einer langen Investitionsdauer sind aber die höheren Transaktionskosten weniger zentral. Und die geringere Flexibilität wird durch eine zusätzliche Prämie entschädigt.
Bessere Erträge
Die Risikoprämien bei Private-Equity-Anlagen dürften gemäss Expertenschätzungen bei etwa 3 % über jener von vergleichbaren Aktienanlagen liegen, jene von Private-Debt-Anlagen bei etwa 2 % über ihrem liquiden Pendent. Wohlgemerkt handelt es sich hier um Zusatzprämien, d.h. die «normalen» Erträge für die Übernahme von Schwankungs- und Ausfallrisiken sind nicht mitgerechnet. Zum grossen Teil können diese zusätzlichen Erträge auf die geringere Handelbarkeit der einzelnen Anlagen zurückgeführt werden und zu einem kleineren Teil auf die Komplexität, die hier tendenziell höher ist, als bei traditionellen Produkten.
Mehr Diversifikation, mehr «Impact»
Mit den besseren Ertragschancen gehen auch höhere Risiken einher. Dem Sicherheitsaspekt wird allerdings gedient, da diese Anlagen den Zugang zu ganz anderen Segmenten ermöglichen und damit zur Diversifikation eines Portfolios beitragen können. Das wahrscheinlich bekannteste und bei Stiftungen verbreitetste Privatmarkt-Engagement sind Micro-Finance-Produkte. Sie sind ein gutes Beispiel dafür, dass mit einem solchen Investment nicht nur ein Diversifikationseffekt erzielt, sondern auch ein bewusster Schritt in der vermehrten Ausrichtung auf den «Impact» unternommen wird. Auch die Entstehung eines Schweizer Private-Equity- und Private-Debt-Marktes, wie er momentan beobachtet werden kann, ist für Stiftungen erfreulich und sollte den vermehrten Einstieg fördern.
Positive Dynamik
Wie bei allen Anlageentscheiden ist es wichtig, dass man versteht, in was man investiert. Die zunehmende Transparenz und eine bessere Regulierung tragen dazu bei, die Attraktivität von Privatmarktanlagen für Stiftungen zu erhöhen. Das Beispiel, mit dem Vorsorgeeinrichtungen, Lebensversicherer und grosse Stiftungen in der Schweiz teilweise seit Jahren vorangehen, sollte weitere Stiftungen ermutigen, die Chancen von Privatmarktanlagen für ihren Zweck zu nutzen.
Vielleicht hilft noch eine weitere Überlegung, die Berührungsängste mit «Private Equity» und «Private Debt» zu senken: Die grösste und wichtigste Anlageklasse in der Schweiz sind ebenfalls Privatmarktanlagen – nämlich jene in Immobilien.