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Philanthropie und Denkmalpflege – aktueller denn je!

Bald ist die Hälfte des Europäischen Kulturerbejahres 2018 mit dem Motto «Schau hin!» vorüber. Für mich persönlich, der sich seit dem Kunstgeschichte-Studium beruflich und ehrenamtlich intensiv mit Kulturerbe, Denkmalpflege und Heimatschutz beschäftigt, haben Baukultur und unsere gebaute Umwelt einen hohen Stellenwert. Das bauliche Patrimonium hat für mich auch eine emotionale Bedeutung. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die oben abgebildete Fensterüberschrift an einer «alpage» im Waadtländer Jura auf 1500 m, die ich auf unserer Wandertransversale vom Rhein zur Rhone entdeckte, mich auch heute noch fasziniert. Ein Alpsenn hatte sie in den 1970er Jahren dort angebracht: «Restaurez les anciennes maisons plutôt que de construire du neuf! » – Kulturelle, künstlerische und architektonische Zeitzeugnisse zu bewahren und der Nachwelt zu tradieren, ist eine Errungenschaft des Humanismus und der Aufklärung. Und ich bin davon überzeugt, dass solche wertkonservativen Konzepte auch heute ihre Berechtigung, ja Notwendigkeit haben.

Denkmalpflege ist «philanthropisch»

Die Bewahrung unseres baukulturellen Erbes ist philanthropisch im engeren Sinne des Wortes. Repräsentative Umfragen in der Schweiz und anderswo zeigen, dass auch in unseren modernen Gesellschaften Themen wie Denkmäler und Ortsbilder hohe bis sehr hohe Sympathien geniessen. Der Umgang mit tradierter Baukultur schafft Identität und Lebensqualität. Dass solcher ästhetisch-ideeller Nutzen pekuniär derart genau zu kalkulieren wäre, dass er sogar besteuerbar wäre, würde ich allerdings in Abrede stellen. Doch in meiner früheren Fördertätigkeit war mir tatsächlich einmal ein Projekt mit dieser Absicht zur Gesuchvorprüfung unterbreitet worden: Bei Nachbarn von schönen Baudenkmälern sollten ein solche ästhetische Mehrwerte fiskalisch abgeschöpft werden. Auf solche Ideen muss man auch erst mal kommen!

Stiftungen fördern Denkmalpflege

Einige gemeinnützige Förderstiftungen haben die Unterstützung von denkmalpflegerischen Restaurierungsvorhaben in ihren Statuten oder Richtlinien. In der Datenbank StiftungSchweiz.ch erzielt die Sucheingabe «Denkmalpflege-Heimatschutz» gut 500 Treffer (je nach Filter gute 800). Das sind erfreulich viele, zumal wenn man bedenkt, dass vereinzelte Stiftungen sich sogar fokussiert ausschliesslich dieser Förderthematik widmen. Ich denke an die Stiftung Pro Arte Domus in Stans oder an die Fondazione Dr. Hans Dietler/Kottmann in Lugano, die ich präsidieren darf. Die Fördersparte «Denkmalpflege-Heimatschutz» stellt die Stiftungsverantwortlichen vor besondere Anforderungen – vor fachliche (das ist ja klar), aber auch vor psychologische: Beherzt für ein solches Förderthema einzustehen, das ohne englische Begriffe wie «venture» und «innovation» auskommt, erfordert heute beinahe Courage.

«Crowdfunding» am Postschalter

Nicht jede philanthropisch veranlagte Denkmalpflege-Liebhaberin steht an den Schalthebeln einer Förderstiftung. Und nicht allen Menschen ist es möglich, als Grossspender oder als Legatgeber die Fundraising-Abteilungen z.B. des Schweizer Heimatschutzes oder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte zu erfreuen. Zum Glück gibt es in der Schweiz das uralte Konzept des «Crowdfunding» durch die Stiftung Pro Patria: Seit Mitte Juni liegen wieder an allen Poststellen die Bundesfeier-Abzeichen (und sowieso die Pro-Patria-Briefmarken) zum Verkauf auf. Deren Erlös kommt Denkmalpflegeprojekten zugute. Ähnliches lässt sich über den Schoggitaler sagen, den Schulkinder ab September in den Strassenverkauf bringen. Im Kulturerbejahr ist dessen Erlös für entsprechende Projekte bestimmt. Auf diese Weise kann man auch mit kleinem Portemonnaie philanthropisch unserem baukulturellen Erbe helfen, und eben den «anciennes maisons».

Einschlägige Websites sind: www.gsk.ch, www.heimatschutz.ch, www.propatria.ch, www.schoggitaler.ch

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