Die Zeiten, als gemeinnützige Stiftungen fast grösstenteils auf soziale oder kulturelle Anliegen fokussierten, sind vorbei. Junge Stiftungen fördern neue Themen und begünstigen breit.
Von Remo Aeschbacher
Zwar sind die traditionellen Wirkungsbereiche in den Stiftungszwecken junger Stiftungen immer noch stark vertreten, doch haben die zunehmende Individualisierung, die fortgeschrittene Technologie, neue gesellschaftliche Themen und die Globalisierung die Themenpalette diversifiziert und erweitern das Wahlspektrum für neue Stiftungsgründer/-innen.
Die junge Stiftung begünstigt neue Themen
Im aktuellen Stiftungsbestand lässt sich beobachten, dass in jüngeren Stiftungszwecken Wirkungsbereiche auftauchen, die in Zwecken der Stiftungen, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts gegründet wurden, noch kaum Beachtung finden: Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik, Umwelt- und Tierschutz sowie die Entwicklungszusammenarbeit. Aber auch innerhalb der Wirkungsbereiche gibt es Themen, die von jüngeren Stiftungen eher begünstigt werden. So begünstigen junge Stiftungen z. B. eher Anliegen in der medizinischen Prävention, alte dagegen eher direkt die medizinische Behandlung. Schliesslich scheinen Anliegen im Bereich der Forschung sowie der Bildung an Popularität in der Stiftungslandschaft zu gewinnen.
Die junge Stiftung begünstigt breit und international
Doch nicht nur was oder wer begünstigt wird, verändert sich, sondern auch wie begünstigt wird. Die Abbildung zeigt, dass von den neun verschiedenen Kategorien von Wirkungsbereichen, wie sie von StiftungSchweiz.ch verwendet werden, Stiftungen mit Gründungsdatum zwischen 1976 und 1980 durchschnittlich nur rund 1.7 Wirkungsbereiche in ihrem Stiftungszweck benennen, während jüngste Stiftungen rund 2.1 verschiedenen Wirkungsbereiche begünstigen. Dies hat einerseits mit den neu aufgekommenen Themen zu tun, die im Stiftungszweck zusätzlich Berücksichtigung finden, andererseits dürfte es mit den gesteigerten Empfehlungen in der Gründungspraxis, den Stiftungszweck eher breit zu formulieren, zu tun haben.
Die Abbildung zeigt zudem, dass operative Tätigkeiten jüngerer Stiftungen seltener sind. Schliesslich ist mit jüngeren Stiftungszwecken ein starker Trend hin zur Begünstigung über die Schweizer Grenzen hinaus feststellbar. Rund ein Drittel der jüngsten Stiftungen begünstigt (auch) Projekte im Ausland.
Tipps:
- Weil Stiftungszwecke wegen ihrer thematischen Breite zunehmend an Bedeutung als strategische Dokumente verlieren, werden zusätzliche Steuerungsinstrumente und Kommunikationsanstrengungen für Stiftungsräte immer wichtiger.
- Für Fundraiser steigen durch die breitere Begünstigung der Stiftungen die Chancen, für Projekte finanzielle Unterstützung zu erhalten.
- Anliegen im Bereich der humanitären Hilfe im Ausland, Umwelt- und Tierschutz sowie gesellschaftspolitische Anliegen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, von Stiftungen unterstützt zu werden, als noch vor 20 Jahren.