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Hedges-Fonds und Philanthropie – passt das zusammen?

Gutes tun und dabei Geld verdienen: Die UBS Optimus Foundation macht es vor und ist dabei recht kreativ. Um ihre reichen Kunden für die Philanthropie zu begeistern, finanzierte die Stiftung aus eigenen Mitteln den Development Impact Bond (DIB). Dieser Bond soll die Ausbildung von Mädchen in der indischen Provinz Rajasthan fördern. Das Besondere dabei: Der Coupon des Bonds wird umso höher, je mehr Schülerinnen ihre Lernziele erreichen. Maximal wird ein Zins von 15 Prozent bezahlt – im heutigen Zinsumfeld ein ausserordentlicher Wert. Dieser Zins wird nicht von der Optimus, sondern von der ‚Children’s Investment Fund Foundation‘ (CIFF) aufgebracht. Hinter dieser Foundation steht wiederum der Fonds von ‚The Childrens Investment Fund‘ (TCI), ein Finanzinstrument des Profispekulanten und Hedge-Fonds-Spezialisten Chris Hohn. Das ist für die Welt der Philanthropie schon eine ziemlich ungewöhnliche und zumindest diskussionswürdige Kooperation.

Die Optimus und die CIFF kennen sich schon länger. 2013 brachte die schwerreiche CIFF, die ein Stiftungsvermögen von ca. 4 Milliarden Dollar aufweisen soll, für das Projekt ‚Global Nutrition for Growth Compact‘ (weltweite Bekämpfung von Unterernährung bei Kindern) knapp 800 Mio. Dollar auf. Partner des CIFF waren dabei die Länder Grossbritannien und Brasilien (!) – und mit ca. 15 Mio. Dollar auch die Optimus, mit der Zusage, weitere 65 Mio. nachzuschiessen (Quelle: Philanthropy News Digest).

Man fragt sich: Wie kommen solche Kooperationen zustande? Wie meistens – es geht über Menschen. Die Amerikanerin Phillys Kurlander Costanza, seit 2011 Leiterin der Optimus, sass vorher im Stiftungsrat der CIFF und war dort auch als Director of Leverage tätig. Auch darüber hinaus ist die CEO der Optimus offenbar eine exzellente Networkerin unter schwerreichen Philanthropen. Am jährlichen UBS Philanthropie-Forum in St. Moritz, welches exklusiv für ausgewählte UBS-Kunden durchgeführt wird, brachte sie die Leiterin des indischen Hilfswerks ‚Educate Girls‘ ins Spiel, die als Sprecherin eingeladen worden war – und schon war offenbar die Idee des DIB lanciert.

Finews.ch schreibt dazu am 11. Juli 2016: “Hilfe für indische Schülerinnen, im Alpenidyll von St. Moritz eingefädelt und durch das Vermögen eines Profispekulanten garantiert: Das DIB-Projekt ist tatsächlich voller Gegensätze.“

Die Fragen, die sich mir dazu stellen:

  • Soll man mit Philanthropie-Projekten spekulieren dürfen und damit hochverzinstes Geld verdienen? Oder ist diese Frage, im Gegenteil, blauäugig und kleinkrämerisch?
  • Weshalb dieser hohe Zins von 15% – ist das ein Lockvogelangebot, weil sonst niemand mehr investiert? Kann das überhaupt wirtschaftlich fair finanziert werden?
  • Es werden auf diese Weise in der Philanthropie erfolgreich Millionen transferiert, und auch viele Projekte finanziert – aber die Schweizer Stiftungsbranche diskutiert solche Finanzierungsmodelle kaum. Weshalb?

Mal sehen, was in zwei Jahren daraus geworden ist. Dann wird nämlich die Anleihe fällig.

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