Heute will ich aufzeigen, wie eine Förderstiftung die Wirkung ihrer Arbeit verstärkend verbessern kann, oder präziser: Wie können Stiftungen ihre generellen Förderziele resp. ihre konkreten Förderprojekte über Zusatz-Finanzierung oder Umweg-Förderung stärken. Keine Bange, ich werde hier nicht dem Self-Dealing das Wort reden.
Weiterbildung für seinen potenziellen Destinatärskreis
Heuer feiert die universitäre Weiterbildung in Kulturmanagement ihr 20-Jahr-Jubiliäum. Deshalb ein Beispiel aus der Kultur. Kulturförderstiftungen haben jedes Interesse daran, dass die Kulturprojekte, die sie finanziell unterstützen, möglichst gut umgesetzt werden. Was liegt näher als die Kulturtäter in ihren Macherqualitäten zu ertüchtigen? Diesen Weg beschritt 2000 die Sophie und Karl Binding Stiftung in Basel, als sie die Universität Basel zur Lancierung eines Nachdiplomstudiums in Kulturmanagement animierte und die Anschubfinanzierung garantierte. Analog gingen später die Max Kohler Stiftung in Zürich und die Universität Zürich vor, die auf Anregung von Alexander Pereira den Executive Master in Arts Administration aufbauten. Die Studiengänge in Basel und Zürich haben bis heute Bestand. Und ihre Absolventinnen und Absolventen tragen dazu bei, dass Kultur – in welchen Konstellationen auch immer – blühen kann.
Empowerment für seine Anspruchsgruppen
Die Stärkung der Stakeholder von Förderstiftungen ist gemeinnützig aus dem Blickwinkel der geförderten Projekte und Branchen. In gewissem Sinn ist sie aber eigennützig aus der Sicht der Förderer: Starke Destinatäre können die Wirkungen empfangener Förderfranken potenzieren. Mehrwerteffekte dank Unterstützung, die komplementär zum direkten Projektinhalt steht, sind in allen Fördersegmenten möglich.
Mir fällt die W.A. de Vigier Stiftung in Solothurn ein, die 1989 den ersten Startup-Preis der Schweiz ins Leben rief und seither jährlich vergibt. Das Engagement der Stiftung endet nicht mit Überreichung des Preisgeldes an die jeweils siegreichen Jungunternehmerinnen und -unternehmer. Mit einem Coaching-Angebot in Leadership-Training versucht die Stiftung vielmehr dazu beizutragen, dass die Erfolgsquote ihrer Preisträger resp. deren Unternehmungsgründungen in der Langzeitbetrachtung hoch bleibt. Der «Lohn» der Förderstiftung für eine derartige Strategie liest sich dann in der Jubiläumsschrift über die Vigier-Alumni: «75 % der Startups bestehen erfolgreich am Markt».
Empowerment der Gesuchsteller resp. der Geförderten (somit auch der eigenen Klientel) leisteten etwa auch jene Stiftungen und Förderer, die Kursangebote «Gute Gesuche stellen» mit Geld und Knowhow unterstützten, die das Migros-Kulturprozent-Kulturbüro» einrichteten, die mitgeholfen haben oder die Crowdfunding-Plattformen ins Leben zu rufen.
Sensibiliserungsaktionen für sein eigenes Fördersegment
Ein weites Feld innerhalb der Förderlandschaft bildet der Bereich der Themensetzung und Sensibilisierung mittels Öffentlichkeitsarbeit zwecks Marktpflege zugunsten der Anspruchsgruppen einer Förderstiftung. Am Beispiel der Gebert Rüf Stiftung mit ihrem Leitspruch «Wissenschaft.Bewegen» versuche ich zu erläutern, worum es geht. Eines der Ziele dieser Stiftung ist ein niederschwelliger Wissenschaftsdialog zwischen der Forschung und der Bevölkerung. «Sciencetainment» ist die trendige Benamsung dieses Handlungsfeldes, welches die Gebert Rüf Stiftung 2009 mit der acht Jahre währenden Finanzierung einer wöchentlichen populärwissenschaftlichen Doppelseite in 20 Minuten begann, den Anschub der Wissensplattform higgs.ch mitfinanzierte und ab Ende März 2020 mit einem Wissenschafts-Podcast namens «Durchblick» in Zusammenarbeit mit der Blick-Gruppe ein neues Publikum erreicht.
Der erwartete Mecano einer solchen Förderpolitik: In einer Gesellschaft, in der das Verständnis für Wissenschaft gross ist, blühen Forschung und Universitäten. Dort fällt aber auch gute Förderung einfacher und sie wirkt effektiver. So ist eben aus dem Blickwinkel einer Stiftung das gemeinnützige Fördern in einem guten Sinne auch «eigennützig».
Was will ich mit all dem sagen?
Die Stiftungen sollten ihre Förderarbeit strategischer denken und Unterstützung grundsätzlicher leisten, indem sie auch mal Finanzierungen über den engen Rahmen des eigentlichen Projekts hinaus tätigen. Wenn aus solcher Marktpflege durch eine Stiftung dann auch Markenpflege für sie selbst entsteht, dann ist das bestimmt kein «tort».