Zwischen den Kantonen gibt es grosse Unterschiede in der Höhe der Spendenabzüge, die in den Steuererklärungen geltend gemacht werden. Stadt- und deutschsprachige Kantone spenden mehr und leisten auch mehr Freiwilligenarbeit. Doch woher kommen diese Unterschiede? Eine Studie unseres Instituts zeigt, dass die Sprache keinen Einfluss auf das Spendenverhalten in der Schweiz hat. Für NPO bedeutet dies, mehr als nur eine zusätzliche Sprache beherrschen zu können, um den Röstigraben zu überbrücken.
Schweizerinnen und Schweizer spenden gerne, wie man immer wieder hört. Aber, wie im August 2017 in diversen Zeitungen zu lesen war, gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen den Kantonen. Meistens werden in deutschsprachigen Kantonen mehr Spendenabzüge geltend gemacht als in den französischsprachigen Kantonen. Gemäss dem Freiwilligenmonitor wird in der Romandie auch weniger Freiwilligenarbeit geleistet. Der sogenannte „Röstigraben“ ist also auch für den Nonprofit Sektor relevant und es scheint, als würden sich viele Organisationen schwer tun, eine Brücke darüber zu bauen. Immer wieder scheitern Projekte auf einer Seite des Grabens, die auf der anderen Seite erfolgreich waren. Doch was ist es, das diese Unterschiede hervorbringt?
Die Blackbox „Kultur“
Eine Studie des Center for Philanthropy Studies hat sich mit dieser Frage beschäftigt und versucht den Faktor „Kultur“ isoliert zu betrachten. Dies lässt sich gut in einem zweisprachigen Kanton untersuchen, denn dort findet man auf beiden Seiten des Röstigrabens die gleichen rechtlichen, institutionellen, ökonomischen und oftmals sogar demografischen Rahmenbedingungen. Mit Daten der Steuerämter der Kantone Bern und Fribourg haben wir Gemeinden beidseits der Sprachgrenzen statistisch analysiert, um die Frage zu beantworten, ob verschiedene Kulturen für Unterschiede im Spendenverhalten verantwortlich sind. Als kulturellen Faktor haben wir uns dabei auf die Sprache konzentriert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es innerhalb eines Kantons keine Unterschiede zwischen der französisch- und deutschsprachigen Bevölkerung gibt. Sprache lässt sich somit als Erklärung für kantonale Unterschiede im Spendenverhalten ausschliessen. Vielmehr sind es wahrscheinlich andere Gepflogenheiten und die Einstellung gegenüber der öffentlichen Hand, die den Röstigraben wirklich ausmachen. Das Spendenverhalten der Westschweizer gleicht sich vielmehr demjenigen der Franzosen an, die eher der Auffassung sind, dass der Staat sich um Aufgaben zugunsten der Allgemeinheit kümmern sollte. Die Deutschschweizer ähneln mehr ihren deutschen Nachbarn, die glauben, dass es ein zivilgesellschaftliches Engagement braucht.
Den Röstigraben überbrücken
Was heisst das nun für Nonprofit-Organisationen, die versuchen wollen, den Röstigraben zu überbrücken, um letztlich ihren Wirkungsgrad in der Schweiz zu erhöhen? Dazu nachfolgend ein paar Tipps – und siehe da: Der Röstigraben n’existe plus!
Die gute Nachricht ist, dass die Sprachbarriere zumindest aus kultureller Sicht nicht so gross ist.
Die schlechte Nachricht lautet, dass es ein umfassenderes Verständnis der anderen Kultur braucht, um erfolgreich zusammenzuarbeiten können:
- Projekte können nicht 1:1 kopiert werden; vielmehr braucht es lokale Partner oder Mitarbeitende, die fähig sind, sich in den lokalen Kontext hineinzudenken.
- Berücksichtigen Sie andere Einkommensverhältnisse und demografischen Strukturen.
- Informieren Sie sich gut über rechtliche Unterschiede.
- Besuchen Sie ein paar Organisationen, die in diesem Gebiet florieren, und sprechen Sie mit diesen Experten über ihre jeweilige Strategie.