Die Finanzierung stellt für fast alle Nonprofit-Organisationen (NPO) eine zentrale Herausforderung dar. Sie unterscheidet sich bedeutend von derjenigen von For-Profit-Organisationen. Finanzieren sich klassische Unternehmen durch den Preis ihrer Produkte und Dienstleistungen, so haben NPO die Qual der Wahl zwischen unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten, die für gewöhnlich in die vier Kategorien: Gelder der öffentlichen Hand, Erträge aus Gütern und Dienstleistungen, philanthropische Zuwendungen und Finanzerträge eingeteilt werden.
Benefits Theory – wem hilfts?
Für die meisten NPO scheint es sich hier jedoch weniger um die Qual der Wahl als um einen mehr oder weniger gegebenen Finanzierungsmix zu handeln, welcher aus den eigenen Tätigkeiten, Kompetenzen und historischen Gegebenheiten entstanden ist. Diese Tatsache wird auch von einer aufkommenden Theorie im Nonprofit-Finanzmanagement berücksichtigt. Die Benefits Theory – das Wort Benefits hat hier übrigens nichts mit Gewinn zu tun, sondern mit Leistungen – besagt, dass sich die Finanzierung von NPO durch deren Angebot erklären lässt. Die Theorie baut auf der Gütereinteilung der Wirtschaftslehre auf, welche zwischen öffentlichen und privaten Gütern unterscheidet, d. h. vereinfacht gesagt, ob es der Allgemeinheit oder Einzelnen dient.
NPO verhalten sich intuitiv nach der Theorie, wie aktuelle Zahlen aus dem Jahrbuch der Hilfswerke zeigen (siehe Grafik). Der Umweltschutz ist bspw. stark durch Spenden finanziert. Diese Finanzierungsform scheint logisch, denn niemand kann von dessen Nutzen ausgeschlossen werden. Heimbetriebe und die Gesundheitsbranche bieten hingegen eher private Güter an und sind folglich auch stärker durch Erträge aus Dienstleistungen finanziert.
Ein Denkmodell
Der Begründer der Theorie, Dennis R. Young, betont, dass die Theorie nicht nur erklären soll, wie sich NPO finanzieren, sondern vor allem als Denkmodell dienen, das eigene Finanzierungspotential voll auszuschöpfen. Neben dem Angebots-Finanzierungs-Zusammenhang spielen auch Faktoren wie administrative Kapazitäten, Kompetenzen oder das politische und ökonomische Umfeld eine Rolle. Das Potential wird folglich häufig durch die Diversifizierung innerhalb der vier oben genannten Finanzierungsquellen erreicht, wie beispielsweise die Ergänzung von kantonalen um kommunale Gelder oder die Ausweitung von Klein- auf Grossspenden. Basierend auf der Theorie können folgende Fragen bei der Analyse der eigenen Finanzierung helfen:
- Wie passen unsere Angebote und deren Finanzierung zusammen?
- Wer profitiert von unseren Leistungen?
- Wie finanzieren sich NPO in ähnlichen Tätigkeitsfeldern?
- Welche Kapazitäten und Kompetenzen benötigen die Finanzierungsquellen?
- Wie sieht das politische und ökonomische Umfeld aus?
Literaturempfehlungen
- Mehr zu aktuellen Zahlen über den NPO-Sektor im Jahrbuch der Hilfswerke 2017 (download kostenlos) https://ceps.unibas.ch/de/ceps-news/news/jahrbuch-der-hilfswerke-2017-veroeffentlicht/
- Mehr zur Benefits Theory im Buch von Dennis R. Young (2017): Financing Nonprofits and Other Social Enterprises: A Benefits Approach, Cheltenham, Edward Elgar Publishing.