„Willkommen bei der Lektüre meines allerersten Eintrags in Benno’s Philanthropie-Blog. Philanthropie, die Liebe zu den Menschen (und zu deren Institutionen und Projekten!), drückt sich auf vier Arten aus: schlicht und einfach durch Empathie gegenüber den Menschen, rein praktisch durch Rat und Tat, oder dann durch materielle, etwa finanzielle, Unterstützung. Die vierte Art von Philanthropie ist die beste: Sie kombiniert die ersten drei.
Monatlich werde ich hier ein Thema aufgreifen, das eines oder mehrere dieser Modi gelebter Philanthropie beinhaltet. Meine Tätigkeiten in Stiftungen und früher auch in Stiftungsverbänden bringen es mit sich, dass stiftungsspezifische Zusammenhänge in diesem Blog dominieren werden. Das gilt bereits auch für meinen ersten Eintrag.
Heutiges Thema:
Vermögensanlagen der Förderstiftungen dürfen nicht unterdurchschnittlich rentieren
Im vergangenen Dezember hat SwissFoundations, der Verband der Schweizer Förderstiftungen, den «Benchmark Report 2017» (das Anlagejahr 2016 spiegelnd) publiziert. Das Thema klingt knochentrocken. Zu analysieren und zu vergleichen, welche Resultate die gemeinnützigen Förderstiftungen beim Anlegen ihrer Vermögenswerte erzielen, ist meines Erachtens aber sehr wichtig. Stiftungen sind nun mal auf einen möglichst hohen Vermögensertrag angewiesen, um ihre Gesuchsteller und Projektpartner möglichst grosszügig fördern zu können.
Das Ziel dieses Reports, der nun – nach 2016 – zum zweiten Mal erarbeitet wurde, ist eine Analyse des Anlageerfolgs der Förderstiftungen. Dass SwissFoundations diesen Benchmark Report ins Leben gerufen hat und ihn mit einem langen Zeithorizont weiterzuführen gedenkt, das ist sehr zu begrüssen. In einer Branche wie der Stiftungsszene, wo Faktenbeschaffung bisweilen Stochern im Nebel gleichkommt, ist jede zusätzliche Studie oder Statistik willkommen. Dies gilt insbesondere, weil Stiftungen ja steuerbegünstigt arbeiten und deshalb immer stärker unter Legitimationsdruck kommen.
Personalvorsorgestiftungen erwirtschaften bessere Anlageresultate
Der Benchmark Report von SwissFoundations ist also noch jung. Aber bereits heute – mit den Daten zweier Anlagejahre – lassen sich einige interessante Beobachtungen machen. Und diese fallen leider nicht zu Gunsten der Förderstiftungen aus. Sowohl 2016 wie schon 2015 liegen die Renditen der erfassten Förderstiftungen im Durchschnitt signifikant unterhalb ihrer eigenen Vergleichsindizes. Sie liegen aber auch unterhalb der Renditen der Personalvorsorgestiftungen, die man mit den Förderstiftungen relativ gut vergleichen kann. Dieser negative Befund ist insbesondere deshalb erklärungsbedürftig, weil die erzielten Renditen der Förderstiftungen trotz risikoreicherem Investieren tiefer waren als diejenigen der Pensionskassen. Als weiterer Negativpunkt kommt hinzu, dass die Vermögensverwaltungskosten der Förderstiftungen höher waren als jene der Vorsorgestiftungen.
Wieso sind die Renditen bei den Förderstiftungen tiefer?
Über die Gründe, wieso mehr Risiko beim Investieren wider Erwarten ausgerechnet bei den Förderstiftungen zu Minderrenditen geführt haben, muss man spekulieren. Lag das an den teilweise geringen Vermögensgrössen, die höhere Kosten dafür tiefere Performances generierten? Betreuen Banken Förderstiftungen weniger gut als Personalvorsorgestiftungen? Schlägt sich bei den Förderstiftungen indirekt nieder, dass ihre Stakeholders – die Gesuchsteller – ihre Ansprüche weniger hart durchsetzen können als die Versicherten und Pensionierten, die Anspruchsgruppen der PVS? Oder interessieren sich die Stiftungsverantwortlichen schlicht und einfach mehr fürs Geldausgeben als fürs Geldeinnehmen? Keine dieser Fragen sollte mit Ja beantwortet werden müssen.
Der SwissFoundations Benchmark Report hat grosses Potential (und ein kleines Verbesserungspotential)
Der SwissFoundations-Benchmark Report an sich überzeugt mich sehr. Natürlich könnte man die Enge der Datenbasis bemängeln und die eingeschränkte statistische Repräsentativität kritisieren. 41 Förderstiftungen (im Vorjahr 25) haben sich an der Erhebung beteiligt; allesamt sind sie Mitglieder von SwissFoundations. Einen gewissen Schwachpunkt der Studie bildet dann der Umstand, dass die die Höhe der Liquidität nicht gesondert erhoben wurde, sondern im Report gemeinsam mit dem prozentualen Anteil der Obligationen in den Stiftungsportefeuilles dargestellt werden. Interessant wäre nämlich zu erfahren, wie resp. in welcher Höhe die Stiftungen flüssige Mittel als «Power», als strategisches Instrument für künftiges Investieren bereithalten. Auch die Erfassung der Anlagen in Fremdwährungen wäre für den neugierigen Stiftungsberater wünschbar. Und auch noch: Der Report, der jeweils die Daten des Vorjahres darstellt, muss im Folgejahr viel früher und nicht erst im Dezember erscheinen, wenn er die verdiente Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll.
Dieser Benchmark Report, der meines Erachtens bisher viel zu wenig rezipiert worden ist, bedeutet einen sehr erfreulichen Schritt in Richtung Transparenz im Stiftungsbereich. Es ist zu erhoffen, dass sich immer mehr Stiftungen daran beteiligen werden. Mit den Jahren die Datenreihe wachsen, und diese Studie wird an Aussagekraft und Relevanz gewinnen. Wir wünschen SwissFoundations dabei einen langen Atem. “
Weblink: Benchmark Report 2017