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Stiftungsgesuche: Gigantischer Leerlauf oder unausweichliches Ergebnis von Angebot und Nachfrage?

Tausende von Gesuchen werden jedes Jahr von Projektträgern gestellt und von Förderstiftungen bearbeitet. Ich erlaube mir dazu in diesem Newsletter mal eine kleine Spekulation.

500’000 Gesuche und mehr pro Jahr?

(Fast) jede Förderstiftung, die ich kenne, beklagt sich über eine stetig ansteigende Flut von Gesuchen. Wenn das tatsächlich stimmt, und ich habe aus eigener Erfahrung keinen Grund, dies anzuzweifeln, wage ich dazu mal die folgende Rechnung.

  • Angenommen, diese Flut zeigt sich mit einer durchaus willkürlichen, aber vorsichtigen Schätzung darin, dass die Förderstiftungen im Durchschnitt 1 schriftliches Gesuch in der Woche erhalten, also 52 Gesuche im Jahr. Bei den rund 9‘400 Förderstiftungen, die wir in der Schweiz zählen (von den total ca.13‘000 Stiftungen) ergäbe dies insgesamt gerundete 500‘000 Gesuche, die jedes Jahr an Förderstiftungen verschickt werden, Tendenz steigend.
  • Aufgrund einer weiteren, aber aufgrund von Umfragen etwas erhärteten Annahme gehen wir weiter davon aus, dass über 80% aller Stiftungen ein Vermögen von weniger als CHF 5 Millionen haben und dementsprechend auch relativ geringe Beträge ausschütten können.
  • Setzen wir diese beiden Faktoren – die geschätzten 500‘000 Gesuche im Jahr einerseits und das geringe Ausschüttungspotenzial der meisten Förderstiftungen, die diese Gesuche erhalten, andererseits – einander gegenüber, wird sofort offenbar: Die meisten dieser Gesuche gehen ins Leere. Denn sie erreichen Stiftungen, die ihnen nie entsprechen können. Die Erfolgsquote all dieser Gesuche dürfte folglich relativ gering sein. Genaue Zahlen kennt man zwar nicht. Aber mehr als 10% oder 20% werden es wohl nicht sein. Und natürlich sind hier die einen Gesuchsteller erfolgreicher als die andern.

Auch wenn diese Zahlen auf Annahmen beruhen: Sie machen trotzdem deutlich, wie ineffizient dieses ganze Gesuchswesen ist. Dies gilt auch dann, wenn wir davon ausgehen, dass die wenigen grossen und bekannten Förderstiftungen, die auch gut organisiert sind, im Schnitt weit mehr Gesuche erhalten als die vielen kleinen und unbekannten.

Sind wir hier mit einem gigantischen Leerlauf konfrontiert, den wir als das unausweichliche Ergebnis des freien Spiels von Angebot und Nachfrage akzeptieren müssen?

Und vergessen wir nicht: Hinter jedem dieser 500‘000 oder noch mehr Gesuche stecken grosse Hoffnungen und vor allem auch viele tausende Arbeitsstunden, sowohl bei den Projektträgern, die die Gesuche verfassen, wie auch bei den Förderstiftungen, die sie bearbeiten. Ich wage es gar nicht, diese Rechnung auch noch aufzumachen…

Was sagt uns das?

Es sollte uns unbedingt gelingen, das Gesuchswesen treffsicherer zu gestalten. Neben den praktischen Dingen zur Steigerung der Effizienz, wie einer gezielteren Recherche und einer verbesserten Qualität in der Gesuchstellung, braucht es dazu vor allem auch mehr Transparenz und Offenheit bei allen Beteiligten und eine allseitige Bereitschaft zum Dialogauf Augenhöhe.

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