Wurde vor zwanzig Jahren von Förderstiftungen noch sehr breit gefördert und der ganze Rahmen ihrer Zweckbindung ausgenutzt, begann schon damals die Diskussion um eine präzisere Förderstrategie. Die Förderschwerpunkte wurden eingegrenzt und zum ersten Mal wurden auch Indikatoren gesucht, an denen man erkennen sollte, ob die Förderung «wirkt».
Heute unterstützen wir verschiedene Organisationen genau in diesem Strategiefindungsprozess und bemerken, dass die Diskussion noch einen Schritt weiter in Richtung einer gezielten Entwicklungsarbeit gehen muss. Der reine Blick auf das geförderte Projekt und dessen Wirkung genügt nicht, um in einem Schwerpunktthema Wirkung zu entwickeln. Mindestens zwei weitere strategische Ebenen müssen in eine Strategie einfliessen, will man mit seiner Fördertätigkeit gesamthaft und langfristig erfolgreich sein, also gesellschaftlich eine positive Entwicklung erreichen.
A. Stabile Struktur der Destinatär-Organisationen
Die Leistungsfähigkeit einer geförderten Organisation muss Teil der Strategieüberlegung sein, denn was nützt es, ein Projekt aufzubauen, wenn die Trägerorganisation es langfristig nicht stemmen kann.
Für diesen Bereich der Organisationsentwicklung macht es Sinn, sich den Lebenszyklus von Nonprofit-Organisationen (NPO) anzuschauen. Wir nutzen hier das Modell von Stevens (2002).
Die Entwicklung von Organisationen im 3. Sektor (Nonprofit-Bereich) verläuft grundsätzlich anders als in der Wirtschaft. NPO werden zu Beginn um ein Projekt herum aufgebaut. In der ersten Phase braucht es nicht mehr als ein Konzept und ein fachlich kompetentes Team. Ein Projekt wird entwickelt und wenn es nicht klappt, verschwindet die NPO wieder.
Der eigentliche Entwicklungsbedarf kommt, wenn das eintritt, was sich alle erhoffen: das Projekt zeigt Wirkung und könnte langfristig zu einem wichtigen gesellschaftlichen Programm werden. Nun kommen ganz neue Herausforderungen auf die NPO zu. Ein Betrieb muss aufgebaut, ein langfristiges Organisationskonzept entwickelt, sichere Arbeits- und Projektverträge verfasst, interne Infrastruktur und Prozesse aufgebaut und erstellt werden u.v.m.
Eine moderne Förderstrategie muss auch eine Antwort darauf geben, wie sich unterstützte NPO strukturell gesund entwickeln sollen – denn nur dank ihrer stabilen Arbeit kann die Förderstiftung überhaupt Wirkung entwickeln.
B. Wichtigkeit des Förderschwerpunkts in der Öffentlichkeit
Der zweite Bereich, in dem eine Stiftungsstrategie formuliert werden muss, ist die öffentliche Anerkennung eines Förderthemas. Bei vielen Projekten und Programmen im NPO-Bereich wissen wir, dass die langfristige finanzielle Absicherung nur dann gelingen kann, wenn die Finanzierung breit und unter Einbezug der öffentlichen Hand abgestützt ist. Zentrale Voraussetzung hierfür ist, dass das Thema, in dem eine Stiftung fördert, öffentlich als wichtig angesehen wird.
Förderer können dies nicht einfach dem Zufall überlassen. Auch die Hoffnung auf die kommunikative Kompetenz der unterstützten NPO, ein Thema gesellschaftlich zu positionieren, genügt nicht. Denn die Erfahrung zeigt, dass viele NPO genau in diesem Bereich grosse Lücken haben.
Öffentliche Meinungsbildung ist deshalb ebenso Teil einer ganzheitlichen Förderstrategie. Umso enger der Förderschwerpunkt, umso mehr stellt sich die Frage, wie eine Förderstiftung sicher sein kann, dass der von ihr geförderte Bereich langfristig auch von anderen Förderakteuren unterstützt wird – allen voran der öffentlichen Hand.
Ganzheitliche Förderstrategie
Zukunftsfähige Förderstrategien definieren nicht nur den Förderschwerpunkt, sondern beinhalten ebenso Aussagen zur Organisationsentwicklung bei den Destinatär-Organisationen und der Themen-Positionierung im öffentlichen Diskurs. Denn beide Bereiche beeinflussen massgeblich, ob die Förderung etwas bewirkt.