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Das Netzwerk: Ein digitales Zuhause für kollaborative Arbeit 

Nach zwei Dutzend Interviews mit Förderorganisationen war klar: Es braucht einen digitalen Raum für mehr Kollaboration. Claire de Trey-Freymond, Product Development und Fabienne Angst, Partner Solutions, haben als Duo die Köpfe zusammengesteckt und in nur wenigen Monaten das Netzwerk-Angebot entwickelt. Seit Juni ist es Teil des StiftungSchweiz-Angebots, seit September steht es allen Nutzer:innen offen. Im Interview geben die beiden Einblick in den Innovationsprozess. 

Ihr seid verantwortlich für die Lancierung des Netzwerk-Angebotes auf stiftungschweiz.ch. Könnt ihr kurz erklären, was ihr da entwickelt habt? 

Fabienne Angst (FA): Wir sind überzeugt: Gut vernetzt können wir mehr bewirken! Denn Austausch fördert die Transparenz und erleichtert vor allem auch eine wirksame Kollaboration. Im neuen Angebot können StiftungSchweiz-Nutzer:innen deshalb unkompliziert eigene Netzwerke erstellen und aktiv ausbauen. In diesen Räumen können sie interessierte Förderpartner finden und Allianzen schmieden, kontroverse Diskussionen starten und den Blick über den Tellerrand erhalten. Im Netzwerk gelingt es allen leichter, thematisch auf dem Laufenden zu bleiben oder sich von neuen Themenfeldern inspirieren zu lassen. Netzwerke können dabei offen gestaltet sein, so dass sie von neuen Interessent:innen gefunden werden, oder geschlossen, so dass ein geschützter Kommunikationsraum entsteht. 

Bedeutet dies nun, dass der Austausch nur noch digital stattfinden soll? 

Claire de Trey (CdT): Nein, wir denken, dass auch physische Treffen wichtig sind und bleiben – allgemein der soziale Austausch. Wir sehen dennoch ein Bedürfnis für ein übergreifendes Gefäss, worin Akteur:innen miteinander arbeiten, diskutieren, Dokumente teilen und ablegen können. 

FA: Sozusagen ein digitales Zuhause. Wir denken es komplementär zum physischen Austausch. Denn es braucht immer die Menschen zuerst. Die Ideen und Bedürfnisse kommen aus dem echten Leben, können dann aber digital ausgelebt werden. Wir bieten nun das Tool dafür 

Tönt spannend! Erzählt mehr dazu, wie dieses Angebot zustande kam. 

FA: Wir wollten mehr Angebote für Förderstiftungen anbieten. Solche, die sie wirklich benötigen und benutzen. Dafür führten wir ein Dutzend Interviews.

CdT: Das Netzwerk kam innerhalb von nur vier Monaten von einer Konzipierung und Analyse in eine Beta-Phase zustande. Ein völlig neues Produkt, das wir «von scratch» entwickelt haben. 

FA: Es ist ein Angebot das komplett aus Kundenwünschen entstanden ist, auch wenn die Bedürfnisse wirklich sehr unterschiedlich waren. In jedem Interview hörten wir andere. Das war konzeptionell eine grosse Challenge. Schlussendlich haben wir ein Feature ausgearbeitet, in der die Bedürfnisse ausgewogen gedeckt werden. Und beachte: das sind sehr diverse Anliegen, Prozesse, Systeme, Arbeitsweisen. Ich habe einmal eine passende Aussage dazu gehört: «Kennst du eine Stiftung. Kennst du eine Stiftung.» (lacht). Und das stimmt! Alle Stiftungen sind so unterschiedlich. 

Für dieses Projekt habt ihr offenbar intensiv zusammengearbeitet. Wie habt ihr diese Zusammenarbeit erlebt? Und war sie anders als gewohnt? 

CdT: Wir hatten ein enges Zeitfenster und mussten schnell Entscheidungen treffen. Ich kann mich noch erinnern, wie wir im Büro lebendige Diskussionen geführt und Ideen miteinander gespielt haben. Stefan Schöbi, unser CEO, stiess dann oft zu den Gesprächen dazu und wir alle haben uns gegenseitig angespornt, bis das Konzept «safe enough to try» war. 

FA: Wir hätten das nicht geschafft, wenn wir nicht laufend Entscheidungen getroffen hätten. Wir mussten weitermachen und weiterbauen. 

CdT: Ich fand es auch genial zu zweit zu arbeiten. So konnten wir aus dem Nichts etwas entwickeln und hatten stets einen Sparring Partner zur Seite. Das war äusserst wertvoll. 

FA: Zwei zusammengewürfelte Leute: Das kann auch mühsam sein. In unserem Fall hat die Kombi gepasst. Wir sind schnell eins geworden (lacht). Und ja, alleine deckst du auch einfach nicht alles ab.  

Fabienne Angst (in der Mitte) und Claire de Trey (rechts) im Interview mit Tais Okai (links)

Was wünscht ihr euch für das Netzwerk-Angebot? 

CdT: Dass es Hände und Füsse bekommt. Dass die Leute es auch wirklich nutzen.

FA: Ja, und dass wir weiter so eng mit den Nutzer:innen arbeiten, mit dieser Co-Kreation. Wir sind immer offen für Inputs. Wir wollen weiter hinhören und das entwickeln, was sie wirklich brauchen. Es gibt ja auch immer Trends und das können wir von den Nutzer:innen erfahren. 

Cdt: Es ist ein Kreislauf: Sie müssen es ausprobieren und spüren, was sie selbst wollen und brauchen. Das nehmen wir dann auf und arbeiten weiter. 

Welche konkreten Anwendungsmöglichkeiten der Netzwerke gibt es für die unterschiedlichen Nutzer:innen von StiftungSchweiz? 

CdT: Das Netzwerk ist eines unserer sehr breiten Angebote mit einer grossen Fülle an möglichen Anwendungsfällen. Es kann für Co-Fundings, Allianzen, Kooperationen und den thematischen Austausch genutzt werden, genauso wie für die Koordination in einer kleinen Runde – wir haben bewusst nicht eingegrenzt, wofür es genutzt werden kann. 

FA: Es wird eben spannend zu sehen, was am meisten Sinn macht und wofür die Netzwerke alles genutzt werden. Ein Beispiel wäre das Thema der Nachfolgefinanzierung. 

CdT: Ich fand spannend, was du im Webinar erwähnt hattest, Fabienne. Normalerweise kennt man immer die gleichen fünf Leute. Hast du deine Kontakte ausgeschöpft, bist du wieder am selben Ort. Mit dem Netzwerk hast du die Möglichkeit, mehr Leute zu erreichen. Bedingung dafür ist natürlich, dass du aktiv bleibst, kommentierst und nicht nur passiv zuschaust. Das Beste: Du kannst mit dem Porträt zeigen, wo deine Schwerpunkte liegen. 

FA: Genau! Deshalb sind die Porträts so wichtig. Die Stiftungszwecke sind ja oft sehr breit, da sie nicht geändert werden können. Das führt dazu, dass von aussen niemand genau weiss, an was die Stiftung gerade arbeitet. Manche Stiftungen publizieren ihre Strategien auf ihrer Webseite, aber von vielen weiss man nicht, wonach sie gerade suchen. 

CdT: Den Austausch zwischen Nonprofit und Funder verstehen wir sehr dynamisch. Zum Beispiel können Stiftungen kommunizieren, dass sie eine neue Richtung einschlagen wollen. Andere haben eventuell bereits Erfahrung und können beratend zur Seite stehen oder gleich miteinsteigen. Sie können Ideen testen, sich gegenseitig Inputs geben, Listen teilen und Meetings organisieren. Es gibt also noch viele Handlungsmöglichkeiten! 

An wen richtet sich das Netzwerk-Angebot? 

CdT: Im Juni sind wir zuerst in eine Betaphase gestartet und haben fleissig getestet. Seit September steht das Netzwerkmodul jetzt allen offen. Wichtig ist einfach, dass die Person im Sektor aktiv ist: Grosse und kleine Nonprofits oder Funders, Vertreter:innen aus der Wissenschaft oder aus Firmen, Expert:innen, Gemeinderät:innen und viele mehr. 

Was sind die nächsten Schritte für dieses Projekt? 

CdT: Wir haben eine gute Basis entwickelt und beobachten nun, wie der Sektor das Angebot nutzt. Das Medium ist da, den Inhalt müssen die Nutzer:innen selber beisteuern. 

FA: Seit Sommer bieten wir zudem die Moderation von Netzwerken an. Der grosse Vorteil ist, dass wir alle an den Tisch bringen und helfen, das Eis zu brechen. Im Moment haben wir für etwa 10 Netzwerke ein Moderationsmandat.  

Wie funktioniert eine solche Netzwerk-Moderation konkret?  

FA: Die Stiftung oder Nonprofit-Organisation, die sich für diese Dienstleistung interessiert, nimmt am besten per Chat oder Mail mit uns Kontakt auf. Dann besprechen wir, welches Ziel die Organisation mit dem Netzwerk erreichen möchte. Manchmal geht es um eine Förderallianz, die für ein erfolgreiches Projekt aufgebaut werden soll. Manchmal um die thematische Vernetzung in einem neuen Schwerpunkt in einer Förderorganisation. Wir besprechen die Aufgabenteilung und das konkrete Vorgehen, legen das Netzwerk an und laden erste Mitglieder dazu ein. Ein Schritt ergibt dann den anderen. Natürlich werten wir die bisherigen Erfolge auch regelmässig aus und passen die Strategie nötigenfalls an.  

Seit anfangs Juni ist das Netzwerkangebot online. Wie kommt es an und was habt ihr bisher für Rückmeldungen erhalten? 

FA: Die Nutzer:innen sind sehr neugierig und offen. Wir hoffen, dass wir dieses Momentum packen und alle mit auf die Reise nehmen können. Auch in den Webinaren bekommen wir tolles Feedback. Die Teilnehmer:innen sehen im neuen Angebot ein grosses Potenzial und sagen, dass wir etwas entwickelt haben, dass Sinn macht. Ein schönes Kompliment einer kleinen Stiftung aus einer Nische hat uns sogar gesagt: «Ein solches Produkt öffnet die Welt für uns.» Das motiviert uns weiterzumachen. 

Wenn Sie Fragen oder Anregungen zum Netzwerk-Angebot haben oder sich für unsere Angebot der moderierten Netzwerke interessieren, melden Sie sich bitte per Chat auf unserer Webseite oder per E-Mail an: fabienne.angst@stiftungschweiz.ch. Kostenlose Webinare zu den Netzwerken finden weiterhin statt und können hier gebucht werden.

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