In der Schweiz gibt es zahlreiche Kulturförderstellen, einen Teil derselben bilden bekanntermassen Stiftungen, und von diesen wiederum konzentrieren sich viele auf die Musikförderung. In Zeiten, in denen oft bei der Kultur gespart wird, gewinnen diese Stiftungen immer mehr an Bedeutung; vor allem auch, weil sie ihre Verantwortung sehr ernst nehmen. Dieselbe Ernsthaftigkeit sollte daher auch vom Antragssteller erwartet werden können. Das ist leider nicht immer der Fall.
Die Erfahrung einer kleineren Schweizer Musikförderstiftung zeigt, dass die Qualität der Antragsstellung enorm variiert. Wenn die Stiftung den Zweck verfolgt, junge Musikerinnen und Musiker zu unterstützen, wird sie zweifelsohne von Gesuchen überhäuft. Je nachdem wie eng der Stiftungszweck formuliert ist, gelangen auch zunehmend ausländische Studierende von Schweizer Musikhochschulen an diese Stiftung mit der Bitte um ein Stipendium oder eine anderweitige finanzielle Unterstützung. Wird einmal einem solchen Gesuch entsprochen, dauert es in der Regel nicht lang, bis weitere Kommilitonen derselben Musikhochschule an die Stiftung gelangen und um dieselbe Unterstützung bitten – gelegentlich mit demselben Wortlaut!
Gesuchstellung für Musikförderung: Minimaler Standard notwendig
Grundsätzlich ist dies ein nachvollziehbares Vorgehen, man sollte aber von den Studierenden erwarten dürfen, dass sie sich an die «Regeln» eines Förderantrags halten, zumal es dutzende von Anleitungen zur korrekten Antragsstellung im Internet gibt. Anonyme Anreden, ungenaue Angaben zu den Finanzen und unklare Auskünfte über den Stand der Ausbildung werfen ein fragwürdiges Licht auf einen solchen Antrag. Die Formulierung eines Gesuchs ist mit einigem Aufwand verbunden, dieser lohnt sich aber, gerade wenn man mehrere Förderstellen anschreiben will. Je klarer und vollständiger das Gesuch formuliert wird, desto grösser ist die Chance, gefördert zu werden. Und es schadet nicht, vorab einmal die Stiftung anzurufen und in Erfahrung zu bringen, wann die Eingabedaten für die Gesuche sind oder wann die nächste Stiftungsratssitzung stattfindet.
Wichtige Rolle der Musikhochschulen und Konservatorien
Umso mehr müsste man auch die Musikhochschulen und Konservatorien in die Pflicht nehmen, ihre Studierenden auf solche „Business-Fälle“ vorzubereiten. Die Geldbeschaffung wird den Künstler in manchen Fällen ein Leben lang begleiten, und deshalb darf und muss auch hier eine gewisse Professionalität erwartet werden.
Wechselwirkung zwischen Antragsteller und Förderer beachten!
Im Gegenzug muss man sich die Frage stellen, wie sinnvoll und nachhaltig eine Kleinunterstützung ist. Eine Studentin oder einen Studenten für ein Semester mit «Sackgeld» zu unterstützen, lindert sicherlich dessen Not für ein paar Monate – aber danach? Ist das nachhaltig? Auch über die Perspektive des Gesuchstellers müsste ein gut formulierter Antrag Auskunft geben. Dazu gehört nicht nur das Erwähnen der eigenen Karriereziele, sondern auch eine Beschreibung, wie das mittel- und langfristige Budget aussehen soll. Es muss glaubhaft erscheinen, dass der Musiker, die Musikerin auch selber Anstrengungen unternimmt, Geld zu verdienen, sei es mit Unterricht, sei es mit Auftritten.
Diese Wechselwirkung von gemeinnütziger Stiftung und Musikförderung sollten die zukünftigen Interpretinnen und Interpreten rasch verinnerlichen, denn mit der Musik allein ist selten viel Geld zu verdienen – der Dialog mit einer Stiftung kann aber wertvolle Erkenntnisse in einem frühen Stadium bringen.